COSIMA FILMTHEATER
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Donnerstag, den 05.12.2024:
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No other Land (OmU)
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In Liebe, Eure Hilde
20:30 Cosima:
Neuigkeiten aus Lappland
Eva Lichtspiele
Bundesplatz Kino
Ein besonderer Architekturfilm - Ein Doku-Spielfilm
eine kleine Filmkunst-Ikone
E.1027 - Eileen Gray und das Haus am Meer (OmU)
... wieder am Sonntag, 8.12. um 11:00 Uhr im Cosima !
Sonntag 08.12.
Ihr erstes Haus wurde berühmt, sie selbst hatte kaum etwas davon, aber Eileen Gray stand ohnehin nicht gern im Rampenlicht. Das Haus mit dem etwas sperrigen Namen E.1027, das in die Felsküste der Côte d’Azur hineingebaut wurde, gilt heute als avantgardistisches Meisterwerk der Architektur, und der Film, der die Geschichte von E.1027 und seiner Erbauerin erzählt, ist ein kleines Meisterwerk der Filmkunst: ein Dokumentar-Spielfilm, in dem sich gestern und heute treffen und in dem die Künstlerin Eileen Gray wie ein zeitloser Geist die Chronologie des Hauses begleitet.
E.1027 – Eileen Gray and the House by the Sea
Doku-Fiction
Schweiz 2024
Buch und Regie: Beatrice Minger (in Zusammenarbeit mit Christoph Schaub)
Musik: Peter Scherer
Länge: 89 Minuten
FILMKRITIK:
Als Eileen Gray gemeinsam mit dem Architekten Jean Badovici, ihrem Lebensgefährten, für sie beide ein Refugium an der französischen Mittelmeerküste plante, war sie schon recht bekannt. Als Designerin von – auch heute noch modern wirkenden – Möbeln hatte sie ein eigenes Innenarchitektur-Studio in Paris. Über Badovici, der ein in Fachkreisen hochgeschätztes Avantgarde-Magazin mit dem Titel "L’Architecture Vivante" herausgab, verschaffte sich die vielseitige Eileen Gray die notwendigen Kenntnisse, um ihr künftiges Haus zu planen. Das Haus wurde ihr Traumschloss, ihr Rückzugsort. Doch sie lebte nur wenige Jahre dort mit Badovici. Als sie sich zurückzog und ihm das Haus überließ, ahnte sie nicht, dass nur wenige Jahre später der gefeierte Star-Architekt Le Corbusier die weißen Wände von E.1027 mit Fresken bemalen würde. Sie war dagegen, für sie war das Vandalismus, eine Missachtung ihres Werkes. Er kümmerte sich nicht um ihre Bedenken, sondern setzte noch eins drauf, indem er direkt neben E.1027 sein vielgerühmtes "Le Cabanon" setzte. Konnte der Meister es nicht ertragen, dass Eileen Gray als Autodidaktin eine brillantes Werk geschaffen hatte? Zumindest blieben sie und ihr Haus – vielleicht auch durch Corbusiers Einfluss – relativ unbekannt, nur die Fresken wurden berühmt. Erst viele Jahre später, mit über 90 Jahren, wurde Eileen Gray und ihr prägender Einfluss auf Architektur und Design des 20. Jahrhunderts anerkannt.
Man könnte sich trefflich darüber streiten, inwiefern Eileen Gray selbst daran schuld sein könnte, dass ihr Werk nicht ausreichend gewürdigt wurde und es – mit Duldung von Jean Badovici – sogar optisch verändert werden konnte. Sicherlich hat das Problem mit der nonkonformistischen und exzentrischen Persönlichkeit von Eileen Gray zu tun, die sich als einzige Frau in der damaligen Architekturszene wenig um Konventionen und anderer Leute Meinungen scherte, aber auch (leider) nicht um kaufmännisches Denken und juristische Folgen. Die aristokratische Irin war ein Mitglied der britischen Community im Paris der wilden Zwanziger Jahre und selbst ziemlich wild. Sie lebte mit Frauen und mit Männern zusammen, war einerseits amüsierfreudig, zog sich aber auch oft jahrelang in die Einsamkeit zurück.
Der feine, kleine Debütfilm von Beatrice Minger unter Mitwirkung von Christoph Schaub ist eine kleine Filmkunst-Ikone. Er zeigt die Geschichte dieser rätselhaften Frau und "ihres" Hauses in einer hybriden ästhetischen Gestaltung, die vieles von dem aufnimmt, was den Charme – und die Probleme – von Eileen Gray ausgemacht hat. Es sind betörend schöne Bilder, die den Zeitgeist der 20er Jahre ebenso widerspiegeln wie die einerseits schillernde, andererseits leicht düstere Persönlichkeit von Eileen Gray. In der Ich-Form erzählt, scheint es, als ob sie selbst wieder lebendig wird, während in theaterhaften Tableaus und anhand von alten Filmen und Fotos ihre Biografie und die Baugeschichte des Hauses E.1027 rekonstruiert wird. Es gibt keine üblichen Dialoge, stattdessen Offtöne, die häufig von Pianomusik begleitet werden. Als herbe, zeitlose Schönheit im schwarzen Anzug wandert Eileen Gray, gespielt von Natalie Radmall-Quirke, durch ihr Leben, vorbei an ihren Designschöpfungen, die bis heute tausendfach imitiert wurden: der Beistelltisch mit dem Chromgestell, ihre Sessel und Stühle, die noch immer modern wirken. In stummen Szenen trifft sie auf andere, während sie selbst erzählt; sie entwickelt sich weiter, vernetzt sich und lernt Jean Badovici kennen. Eine Zusammenarbeit entsteht, vielleicht eine Liebe. Der Plan, dieses eine Haus zu bauen, in dem sie sich wiederfinden will, nimmt Formen an. Direkt am Meer soll es stehen, inspiriert von der Umgebung. Der ungewöhnliche Name – E.1027 – besteht aus den verschlüsselten Initialen von Eileen Gray und Jean Badovice. Warum sie es nach so kurzer Zeit wieder verlässt, bleibt offen.
So vielschichtig wie die Frau ist auch der Film, der nicht alles auserzählt. Die Bilder, vor allem jene aus dem Haus, verströmen eine kühle, lässige Atmosphäre, aber auch eine gewisse Strenge und sind oft von flirrendem Sonnenlicht durchströmt. Manches wirkt essayhaft – Vorhänge wehen im sanften Mittelmeerwind, die Kamera ruht auf baulichen Details ebenso wie auf den Körpern. Ein stimmungsvoller Film, in seiner eigentümlichen und sehr besonderen Art. Sehr sehenswert!
Gaby Sikorski (programmkino.de)
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© Cosima Filmtheater Berlin. All rights reserved. | Programming & Design: Uli Schmidt
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